Zusammen mit unserer Kooperationspartnerin und Hebamme Aleyna beleuchten wir das spannende Thema Wochenfluss. Jede gebärende Person durchläuft diese spannende Phase und doch spricht keiner drüber?! Viel zu schade. Unsere Körper vollbringen doch wahre Wunder. Los gehts!
Was ist der Wochenfluss?
Nach der Geburt, insbesondere nach der Geburt der Plazenta, entsteht in der Gebärmutter eine etwa 15-20 cm große Wundfläche. Aus dieser Wunde fließt der sogenannte Wochenfluss. Fachsprachlich wird er “Lochien” genannt. Sie sind ein wichtiges Zeichen der Wundheilung. Der Wochenfluss enthält Blut, Reste der Gebärmutterschleimhaut, Käseschmiere, Zervixschleim, Lymphe, Bakterien und weitere Bestandteile. Der Geruch des Wochenflusses ist leicht süßlich und metallisch und unterscheidet sich vom Menstruationsgeruch.
Leider wird der Wochenfluss oft unterschätzt. Dabei ist es wichtig, dem Körper nach der Geburt Ruhe zu gönnen und sich gut zu ernähren, insbesondere eisenreich, da der Körper im Wochenbett Kraft und Flüssigkeit verliert. Gute Eisenquellen sind zum Beispiel rote Beete, Hülsenfrüchte, Kürbiskerne, Haferflocken, Linsen, Himbeeren und, falls nicht vegan, auch rotes Fleisch. Nikotin, Alkohol und Schwarztee sollten vermieden werden, da sie die Eisenaufnahme hemmen können.
Was mir besonders am Herzen liegt: Der Wochenfluss wird oft auf die leichte Schulter genommen. Die Wundfläche in der Gebärmutter ist jedoch vergleichsweise groß. Ich sage immer, wenn die Wunde irgendwo außen sichtbar wäre, dann würden wir der Heilung viel mehr Zeit nehmen und sie ernster nehmen. Eine tellergroße Wunde am Bein - da würden wir uns mehrere Wochen schonen. Viele Mütter gehen kurz nach der Entlassung schon einkaufen oder erledigen andere Aufgaben, aber der Körper braucht Zeit und Ruhe, um zu heilen. Ich empfehle, sich im Wochenbett wirklich zu schonen, bis der Wochenfluss vollständig versiegt ist. Es ist ratsam, sich täglich eine warme Mahlzeit zu gönnen und sich die nötige Zeit zur Erholung zu nehmen.
Wie lange dauert der Wochenfluss?
Der Wochenfluss dauert in der Regel etwa zwei bis sechs Wochen. Es kann jedoch individuell stark variieren. Bei manchen Frauen endet er bereits nach knapp zwei Wochen, während er bei anderen über sechs Wochen anhält. Das ist völlig normal, da der Verlauf des Wochenflusses, wie auch das gesamte Wochenbett, von Frau zu Frau unterschiedlich ist. Allgemein kann man aber sagen, dass der Zeitraum von zwei bis sechs Wochen als Richtwert gilt.
Phasen des Wochenflusses
- Lochia Rubra (Tag 1-3 bzw. erste Woche):
In den ersten Tagen nach der Geburt ist der Wochenfluss hellrot und sehr stark. Oft treten auch Blutklumpen (Koagel) auf. Diese Klumpen bestehen aus geronnenem Blut, das sich in der Gebärmutter angesammelt hat und dann ausgeschieden wird. Solche Blutklümpchen sind meist nicht größer als eine Walnuss. Sollten sie jedoch größer sein oder gehäuft auftreten, ist es ratsam, einen Arzt oder eine Hebamme zu konsultieren.
- Lochia Fusca (Tag 4 bis ca. Tag 10):
In dieser Phase wird der Wochenfluss dünnflüssiger und verändert seine Farbe zu dunkelrot oder braun. Viele Frauen bemerken einen leichten, unangenehmen Geruch, der jedoch normal ist, solange er nicht fischig oder extrem stark riecht. In diesem Fall sollte ein Arztbesuch erfolgen, um eine mögliche Infektion auszuschließen.
- Lochia Flava (Tag 10 bis ca. Tag 20):
Der Wochenfluss wird jetzt hellbraun bis gelblich und fühlt sich wie ein normaler Ausfluss an. Diese Phase kann je nach Frau unterschiedlich lange dauern.
- Lochia Alba (ab Tag 20):
Ab dem 20. Tag kann der Wochenfluss schließlich eine eiweißartige, durchsichtige Konsistenz annehmen. Der Ausfluss ist ähnlich wie während des Eisprungs und deutet darauf hin, dass die Gebärmutter-Heilung fast abgeschlossen ist.
Wichtige Hinweise zur Hormonumstellung und Wundheilung
Um den zehnten Lebenstag des Babys kommt es bei der Mutter zu einer Hormonumstellung. Diese beeinflusst nicht nur die Zusammensetzung der Muttermilch, sondern kann auch dazu führen, dass der Wochenfluss plötzlich stärker wird oder sich verändert. Diese Veränderung dauert in der Regel zwei bis drei Tage und ist völlig normal. Viele Frauen sind dadurch verunsichert und befürchten, es handle sich um eine erneute Blutung oder eine Zwischenblutung. Das ist jedoch eine normale Reaktion auf die Hormonumstellung.
Manche Frauen bemerken diese Veränderung gar nicht, während sie bei anderen stärker ausgeprägt ist. Auch körperliche Anstrengung oder vermehrte Bewegung können dazu führen, dass der Wochenfluss vorübergehend wieder stärker wird. Das ist ebenfalls normal und gehört zum Heilungsprozess dazu.
Wundheilung und Rückkehr der Menstruation
Die Wundheilung in der Gebärmutter ist etwa sechs Wochen nach der Geburt abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt sich die Gebärmutterschleimhaut wieder aufzubauen. Die erste Regelblutung kann theoretisch nach dieser Phase auftreten, variiert aber stark von Frau zu Frau. Sie kann auch erst Monate später einsetzen, vor allem bei stillenden Müttern, da das Stillen den Menstruationszyklus beeinflussen kann. In manchen Fällen kehrt die Regelblutung erst nach dem Abstillen zurück.
Wie viel Wochenfluss ist „normal“?
Der Wochenfluss ist sehr individuell und kann in seiner Menge variieren. Durchschnittlich verliert eine Frau im gesamten Wochenbett etwa 500 ml Blut, also deutlich mehr als bei einer normalen Menstruation. Aus diesem Grund ist es wichtig, auf die richtige Hygiene und die passenden Produkte zu achten.
Verwende möglichst plastikfreie Binden aus Baumwolle, die atmungsaktiv sind. Diese sogenannten „Surfbretter“ sind besonders saugfähig und bieten zusätzlichen Auslaufschutz. Wichtig ist, dass Luft an den Intimbereich gelangt, um Infektionen zu vermeiden.
Tampons oder Menstruationstassen sollten während des Wochenflusses auf keinen Fall benutzt werden, da sie das Risiko einer Gebärmutterentzündung erhöhen können. Der Wochenfluss muss frei abfließen können, um die Wundfläche in der Gebärmutter zu schützen und Infektionen zu vermeiden.
Achte darauf, Unterwäsche aus Baumwolle oder anderen atmungsaktiven Materialien zu tragen. Besonders praktisch sind Netzunterhosen, da sie bequem sind und sich gut für das Wochenbett eignen.
Ein normaler Wochenfluss hat gegen Ende einen etwas unangenehmen, aber nicht bedenklichen Geruch. Sollte jedoch ein fischiger, beißender Geruch auftreten, ist dies ein Alarmsignal. In diesem Fall sollte man sich sofort an eine Hebamme, einen Arzt oder eine Ärztin wenden. In Notfällen sollte direkt die Klinik oder Notaufnahme aufgesucht werden, um eine mögliche Infektion oder Entzündung der Gebärmutter abklären zu lassen.
Es ist wichtig, die Binden regelmäßig zu wechseln und nach jedem Toilettengang den Intimbereich mit lauwarmem Wasser zu reinigen. Vermeide aggressive Reinigungsmittel, da diese die empfindliche Haut im Intimbereich reizen könnten. In Ausnahmefällen und nur, wenn der Geruch besonders intensiv ist, kann eine sanfte Intimwäsche erfolgen.
Wichtig: Sollte die Binde innerhalb 2 Stunden komplett in Blut getränkt und nass sein, bitte von einer Ärztin/ einem Arzt abklären lassen.
Was ist zu tun, wenn der Wochenfluss nicht mehr fließt?
Wenn der Wochenfluss in den ersten Tagen nach der Geburt plötzlich für mehr als 24 Stunden vollständig versiegt oder nur noch sehr wenig fließt, ist das ein ernstzunehmendes Symptom. In solchen Fällen ist es wichtig, sofort Maßnahmen zu ergreifen und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein solcher Stopp des Wochenflusses kann auf einen sogenannten *Lochialstau* hindeuten. Dabei sammelt sich das Sekret in der Gebärmutter und kann nicht abfließen, was zu Komplikationen führen kann.
Mögliche Ursachen für einen Lochialstau
- Mangelnde Rückbildung der Gebärmutter: Wenn sich die Gebärmutter nach der Geburt nicht ausreichend zusammenzieht, kann der Wochenfluss sich stauen und zu einer Ansammlung von Blutgerinnseln (Koageln) führen, die den Ausgang blockieren.
- Reste in der Gebärmutter: Plazentareste oder Gewebereste können den Ausgang der Gebärmutter blockieren und das Abfließen des Wochenflusses verhindern.
- Nach einem Kaiserschnitt (Bauchgeburt): In seltenen Fällen kann es sein, dass der Gebärmutterhals nach einem Kaiserschnitt nicht ausreichend geöffnet ist, was das Abfließen des Wochenflusses erschwert.
Empfehlungen bei einem Lochialstau
Wenn der Wochenfluss versiegt oder stockt, gibt es mehrere bewährte Maßnahmen, die helfen können, den Abfluss zu fördern und die Gebärmutter bei der Rückbildung zu unterstützen. Hier sind einige wichtige Empfehlungen:
Die *Bauchmassage nach Ulrike Harder* ist eine sehr effektive Methode, um die Gebärmutter zu stimulieren. Diese spezielle Massage kann entspannend wirken, Stress abbauen und helfen, die Gebärmutter zusammenzuziehen, sodass der Wochenfluss besser abfließen kann. Besonders nach der Geburt ist Ruhe und Entspannung für die Frau wichtig, und diese Massage bietet beides.
Stillen ist eine natürliche Möglichkeit, den Wochenfluss zu fördern. Beim Stillen wird das Hormon *Oxytocin* ausgeschüttet, welches die Kontraktionen der Gebärmutter anregt und somit hilft, die Gebärmutter zu verkleinern und den Wochenfluss in Gang zu setzen.
Sitzbäder sind ebenfalls sehr empfehlenswert, um den Heilungsprozess zu unterstützen und möglichen Entzündungen vorzubeugen. Besonders effektiv ist das *Sitzbad der Bahnhof-Apotheke*, das in einer Badewanne oder großen Schüssel angewendet werden kann. Die wohltuende Wirkung des Bades kann die Entspannung fördern und helfen, den Wochenfluss zu lösen.
Akupunktur kann eine wirksame Alternative oder Ergänzung sein. Wenn eine Hebamme Akupunktur anbietet, kann diese Methode unterstützend wirken und die Gebärmutter Stimulation fördern.
Ein Tee aus *Frauenmantel, Schafgarbe und Himbeerblättern* ist wohltuend und unterstützt die Rückbildung der Gebärmutter. Die Kräuter haben entzündungshemmende und stärkende Eigenschaften, die dem Körper helfen, den Wochenfluss zu regulieren. 3 Tassen am Tag sind optimal.
Wann ärztliche Hilfe erforderlich ist
Sollten alle diese Maßnahmen nicht wirken und folgende Symptome auftreten, ist es wichtig, sofort ärztliche Hilfe zu suchen:
- Fieber mit Schüttelfrost
- Starke Kopfschmerzen oder Übelkeit
- Unterleibsschmerzen
- Erbrechen oder starkes Krankheitsgefühl
- Kreislaufprobleme oder allgemeine Schwäche
Diese Anzeichen könnten auf eine Infektion oder eine ernsthafte Komplikation hinweisen, die ärztlich behandelt werden muss.
Ist der Wochenfluss bei einem Kaiserschnitt anders als bei einer spontanen Geburt?
Grundsätzlich gibt es keinen wesentlichen Unterschied im Wochenfluss nach einem Kaiserschnitt im Vergleich zu einer spontanen Geburt. Allerdings können sich die Menge und der Verlauf des Wochenflusses nach einer Bauchgeburt (Kaiserschnitt) unterscheiden:
Es kann sein, dass die Menge des Wochenflusses nach einem Kaiserschnitt geringer ausfällt. Das liegt daran, dass während des Kaiserschnittes oft Blut und Gewebereste aus der Gebärmutter und dem Unterbauch abgesaugt werden, was den Wochenfluss im Nachhinein verringern kann.
Da weniger Blut nachfließt, kann der Wochenfluss nach einem Kaiserschnitt schneller von einer dunklen zu einer helleren Farbe wechseln. Dies bedeutet, dass die Phasen des Wochenflusses (von Rot über Braun bis hin zu gelblich-weiß) schneller durchlaufen werden können.
Es lässt sich jedoch nicht pauschal vorhersagen, wie der Wochenfluss nach einem Kaiserschnitt verlaufen wird. Einige Frauen bluten nach einer Bauchgeburt genauso lange und intensiv wie nach einer spontanen Geburt, manchmal sogar über sechs bis sieben Wochen. Andere Frauen haben nur wenige Tage oder bis zu einer Woche Blutungen, die dann schnell abklingen.
Der Wochenfluss kann nach einem Kaiserschnitt durchaus anders verlaufen, aber der individuelle Verlauf ist bei jeder Frau unterschiedlich. Es ist wichtig, sich nicht zu verunsichern, sondern den Verlauf zu beobachten und bei Bedenken die Hebamme oder den Arzt zu kontaktieren.
Über Hebamme Aleyna
Aleyna ist gebürtige Nürnbergerin und hat ihre Ausbildung zur Hebamme in Bayern abgeschlossen. Seit mehreren Jahren arbeitet sie als Hebamme und hat dabei wertvolle Erfahrungen im Kreißsaal in Aalen, Ansbach und Berlin gesammelt. Derzeit ist sie freiberuflich in Berlin-Spandau tätig und betreut Familien während der Schwangerschaft, im Wochenbett und über die Stillzeit hinaus.
Zusätzlich bietet sie verschiedene Kurse an, darunter Geburtsvorbereitung und Babymassage, und engagiert sich ehrenamtlich in der Organisation von Schwangeren- und Familientreffs. Die Naturheilkunde liegt ihr besonders am Herzen, und es ist ihr wichtig, Familien dabei zu unterstützen, auf ihre inneren Bedürfnisse und ihre Intuition zu hören.
Mit ihrem Fachwissen und einem ressourcenorientierten Ansatz begleitet sie frischgebackene Familien, stärkt sie und steht ihnen unterstützend zur Seite. Auf ihrem Instagram-Kanal hebammealeyna gewährt sie Einblicke in ihren Hebammenalltag und teilt wertvolle Tipps sowie Inspirationen.
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