Was ist eigentlich Mental Load?
Mental Load ist die unsichtbare und durchgängige Gedankenarbeit, die für das Organisieren, Planen und Koordinieren des gesamten Familien- und Haushaltsalltags notwendig ist. Es geht nicht nur darum, die Wäsche zu waschen (das wäre die sichtbare, physische Arbeit), sondern darum, ständig im Kopf mitzuschwingen, wann gewaschen werden muss, wer neue Socken braucht, welche Größe als Nächstes gekauft werden muss und wann der nächste U-Termin ist.
Es ist die stetige Last im Kopf, das "Hinter-den-Kulissen-Organisieren" des Lebens. Diese Dauerbelastung zehrt an der Substanz und ist der Grund, warum Mütter oft an ihre Grenzen stoßen – und warum die innere Checkliste selbst bei Müdigkeit einfach nicht leise sein will. Mental Load ist die Überlastung, die aus der ungleichen Verteilung dieser unsichtbaren Sorgearbeit entsteht.
Diese Tipps helfen uns, wenn der Mental Load mal wieder Überhand nimmt
Genau deshalb ist es wichtig Strategien zu finden, mit denen wir uns selbst stärken, ein wenig den Druck nehmen und so der Dauerbelastung Gedankenarbeit etwas besser standhalten können.
1. Hinterfrage deine eigene Verantwortung
Die vielleicht wichtigste Frage, die du dir bei eigentlich allen anfallenden Aufgaben stellen solltest: Musst du das gerade tun? Klar, vieles was im normalen Familienalltag anfällt, kommt irgendwie automatisch auf deine To-Do Liste, schließlich war das schon immer so. Aber genau das ist ein massives Problem: Nur, weil es schon immer deine Aufgabe war, bestimmte Dinge zu erledigen und du darin natürlich geübter bist, heißt es noch lange nicht, dass das für alle Ewigkeit so sein muss. Das für sich selbst zu hinterfragen, kann schon einen riesigen Unterschied machen.
2. Perfekt ist doch langweilig – Verlange nicht zu viel von dir
Leichter gesagt als getan – das wissen wir. Perfektion ist ohnehin kein realistisches Ziel. Wir arbeiten täglich daran, uns zu verbessern, aber das Wichtigste ist: Wir dürfen unperfekt sein. Vielleicht ist das sogar der entscheidende Punkt. Lasst uns das Wort "perfekt" aus unserem Vokabular streichen, denn unperfekt ist nicht nur gut, es ist oft viel besser.
Angefangen vom Wochenbett, in dem du bestenfalls richtige Bettruhe hältst und alles andere ruhig mal liegen lässt, hin zu zehrenden Tagen und Nächten in denen der Abwasch das Allerletzte auf deiner Liste ist. Wäre früher nie passiert, aber Schlaf ist nun mal wichtiger.

3. Reden, reden, reden
Das A und O – denn oft ist es dem Partner gar nicht bewusst, wie sehr er sich in etlichen Alltagssituationen auf seine "Managerin" verlässt. Das könnte man jetzt anprangern, und nur wirklich wenige Dinge bergen so viel Streitpotenzial wie "hättest du mal was gesagt, ich hätte dir doch gerne geholfen!".
Aber Kommunikation ist besser als Konflikt und ein klares Ansprechen der Punkte, die dich stören, kann den Stein ins Rollen bringen. Auf Dauer kann man so als Paar aufeinander bauen und Verantwortungen gut und gerecht aufteilen – und darum geht es doch.
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4. Die Erwartungs-Falle
Jetzt wird's vielleicht kurz unangenehm: Wie oft hast du dir schon gedacht, dass so wie du es machst, einfach besser ist? Und kein Wunder: Unsere Gesellschaft zwingt uns Frauen unendlich effizient zu sein – leider und immer noch. Rollenbild Hallo. Daher hatten wir doch sicher alle schon die Momente, wo wir mit den Worten "na dann lass mich halt machen!" genervt geseufzt haben.
Trotzdem ist "anders" nicht automatisch schlecht. Ja, dann ist die Windel vielleicht etwas schief und ein Knopf vom Schlafanzug wurde übersprungen – was soll's! Dafür hattest du ein paar Minuten für dich, weil dein Mann das Baby bettfertig gemacht hat. Loszulassen und zu akzeptieren, dass er es nun mal anders, aber wirklich nicht unbedingt schlechter macht, ist wahnsinnig schwer, aber es lohnt sich.
5. Lass dir keine guten "Ratschläge" aufschwatzen
Das vielleicht nervigste Phänomen, sobald man Mutter wird: Jeder, wirklich jeder will plötzlich mitreden. "Schläft er denn schon durch?" – "Wie, du stillst sie immer noch?" – "Also zu meiner Zeit hat man das nicht gemacht..." – STOP. Gut gemeinte Ratschläge sind oft alles andere als gut. Wenn du merkst, dass diese dich zusätzlich belasten, darfst du jederzeit die Reißleine ziehen. Solltest du sogar!
6. Die "Lieb-Sein"-Falle
Leider werden Mädchen oft dazu erzogen, "lieb" zu sein und immer helfen zu wollen. Das ist an sich eine wertvolle Eigenschaft. Problematisch wird es, wenn diese Hilfe von uns bereits erwartet wird – oder wir diese Erwartung internalisieren. In vielen klassischen Partnerschaften ist es so, dass Frauen ungesehen und ungefragt alles erledigen, was eben zu erledigen ist. Oft ohne Dankeschön, ohne Anerkennung.
Das Perfide daran: Diese Aufgaben erledigen wir oft von uns selbst aus! Es kann gut sein, dass du eine Sache bereits abgehakt hast, bevor deinem Partner überhaupt bewusst war, dass in diesem Bereich Unterstützung nötig ist. Abgehakt, nächster Punkt. Diese unsichtbare Vorleistung erhöht den Mental Load enorm.
In diesen Momenten, erinnere dich bitte daran: Wir sind keine Weihnachtselfen. Sag lieber öfter mal nein und hör auf, immer direkt helfen zu wollen.
7. Lieber versuchen, Lösungen zu finden anstatt an Problemen festzuhalten
Im Gegenteil: Frag ruhig aktiv nach Hilfe und lass dir dann auch wirklich helfen. Viel fordern ist okay! Denn auch bei so vielen anderen Punkten, die auf der Checkliste in deinem Kopf stehen, musst du es dir nicht unnötig schwer machen.
Online-Lieferung von Lebensmitteln, Windelabo, Milch-Abo – so weißt du trotzdem, dass alles läuft. Findet zusammen Lösungen – das erfordert vielleicht noch einmal etwas mehr Gedankenarbeit von dir, wird dich aber auf Dauer ganz schön entlasten. Und dir unnötig schwere Tüten in der Drogerie ersparen, während das Baby im Kinderwagen weint und du deinen Geldbeutel erst suchen musst. Denn das ist auch so schon stressig genug.
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Und wenn das alles nicht hilft?
Die überwältigende Erkenntnis, dass der Kopf einfach nicht abschaltet, muss nicht in stiller Erschöpfung enden. Der wichtigste Schritt ist, die unsichtbare Last sichtbar zu machen und ins Gespräch zu bringen, um die Verantwortung im direkten Umfeld neu zu verteilen.
Institutionen wie das Müttergenesungswerk bietet darüberhinaus gezielte Kuren zur Erholung an. Ob durch die Nutzung digitaler Planungstools, spezialisiertes Coaching oder das aktive Übertragen der vollständigen Aufgabenverantwortung an den oder die Partner:In – es gibt zahlreiche Strategien, um der permanenten Anspannung entgegenzuwirken. Es ist essenziell zu wissen: Es ist keine Schwäche, aktiv nach Unterstützung zu suchen.
Social Media Accounts, die sich mit Mental Load befassen
Strukturen aufzubrechen erfordert fast genau so viel Arbeit, wie die Gedankenarbeit es von sich aus schon tut. Um das zu erleichtern gibt es zum Glück viele Frauen, die laut werden. Uns inspirieren, unsere eigenen Situationen zu hinterfragen und das Thema immer und immer und immer wieder aus unseren Hinterköpfen hervor holen.
Einige unserer liebsten Accounts dazu?
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@frauelein_tessa: Journalistin, Feministin, und von ihr kommen viele der Artikel, die wir einfach nicht weglegen können – diese Kolumne, ebenfalls über den Mental Load, beispielsweise!
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@alexandra___z: Ebenfalls immer eine Inspiration, der Kopf hinter Brigitte BE GREEN und dem wichtigen Hashtags #meanwhileimjahr2020 (und ab jetzt auch 2021), der die veralteten Rollenbildern in unseren Köpfen thematisiert.
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@mareicares: Chefredakteurin von Edition F und rundherum einfach eine wahnsinnige Frau, die über Mutterschaft in allen Facetten schreibt.
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@heuteistmusiklaura: Autorin von "Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles!' und auch auf ihrem Blog widmet sie sich dem Thema Mental Load regelmäßig.
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Zu guter Letzt, @dasnuf: die Autorin des fantastischen Buchs "Raus aus der Mental Load Falle" – das gehört in wirklich jedes Bücherregal!
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