Liebe Karen, ich freue mich sehr auf das Gespräch mit dir. Du hast mir im Vorfeld verraten, dass du ein neues Herzensthema hast. Worum geht es?
Die Body-Ready-Methode stammt aus den USA und wurde von Lindsay McCoy und Lauren Ohayon entwickelt. Lindsay ist Physiotherapeutin und bringt einen umfassenden Blick auf die körperlichen und geburtsmechanischen Aspekte mit. Die Methode kombiniert Elemente aus Yoga, Pilates und anderen Disziplinen, um den Körper gezielt auf die Geburt vorzubereiten.
Es ist vergleichbar mit einem Marathon-Training: Statt nur Bücher zu lesen, trainierst du deinen Körper und bereitest dich sowohl physisch als auch mental vor. Diese Herangehensweise hat mir als Hebamme mit 15 Jahren Berufserfahrung eine völlig neue Perspektive gegeben und viele zusätzliche Möglichkeiten eröffnet. Es ist unglaublich bereichernd.
Gab es für dich einen Schlüsselmoment?
Ich wurde durch eine Kollegin auf die Methode aufmerksam, die davon begeistert war. Sie ist in Deutschland noch recht unbekannt, sodass man sie kaum zufällig entdeckt. Im Sommer nahm ich an einem dreitägigen Probetraining mit Lindsay teil und war sofort fasziniert. Ich wusste: Von dieser Frau muss ich lernen! Wenn ich weiß, dass es dieses Wissen gibt und es Frauen helfen kann, will ich es nutzen.
Es hat mich tief beeindruckt, wie viel von unserer Haltung und unserem Körperbewusstsein abhängt. Ob man beispielsweise einseitig steht, kann entscheidenden Einfluss auf eine Geburt haben. Dieses Wissen hat meinen Blick auf den menschlichen Körper verändert und mich noch demütiger gemacht. Nachdem ich das Training gemacht hatte, war ich so begeistert, dass ich unbedingt tiefer einsteigen wollte.
Das ist ein wahnsinnig spannendes Thema für uns Frauen. Wenn es eine Möglichkeit gibt, eine Geburtserfahrung zu verbessern, dann sollten wir alle davon wissen. Ich bin neugierig: Gab es bereits Erfolgserlebnisse, von denen du berichten kannst?
Ja, sowohl in der Vorbereitung als auch direkt im Kreißsaal. Kürzlich hatte ich eine Frau, bei der der Kopf des Babys sich nicht korrekt ins Becken eingestellt hat – eine Situation, die oft im Kaiserschnitt endet. Sie war jedoch hochmotiviert, und wir haben gemeinsam alles Mögliche ausprobiert. Nach zwei Stunden, als alle anderen kaum noch Hoffnung auf eine Spontangeburt hatten, war der Kopf plötzlich geboren.
Ein anderes Beispiel: Zwei Frauen, die beim ersten Kind einen ungewollten Kaiserschnitt hatten, konnten dank der Methode ihre zweite Geburt positiv erleben. Es geht mir nicht darum, Kaiserschnitte zu verteufeln – sie sind manchmal wirklich notwendig und ich bin sehr dankbar, diese Option zu haben –, sondern um die 20% der Frauen, die einen ungewollten Kaiserschnitt erleben. Mit gezielter Vorbereitung können viele von ihnen selbstbestimmter und leichter gebären.
Was sagen deine Frauen über diese Methode?
Viele Frauen spüren schon nach den ersten Übungen, wie Beschwerden nachlassen. Sie gewinnen ein neues Körperbewusstsein und verstehen, wie sie stehen oder liegen sollten. Die Methode bietet konkrete, körperlich erfahrbare Ansätze: Was kann ich tun, damit sich mein Beckeneingang öffnet? Was hilft, um die Geburt zu erleichtern? Diese Mischung aus Theorie und Praxis ist unglaublich wertvoll und löst bei den Frauen oft regelrechte Aha-Momente aus.
Ganz ehrlich: Let's talk Rückenlage. Wie kann es sein, dass wir unsere Kinder immer noch in Rückenlage zur Welt bringen?
Ja, die Rückenlage ist nach wie vor die häufigste Gebärposition. Dabei ist sie ungünstig, da sie die Schwerkraft nicht nutzt. Die Rückenlage ist aus geburtsmechanischer Sicht für eine Geburt die zweitschlechteste Position nach dem Kopfstand. Dennoch gibt es Situationen, in denen sie notwendig ist, z. B. bei der Verwendung einer Saugglocke. In der Body-Ready-Methode lernen wir, auch die Rückenlage geburtsfreundlicher zu gestalten, falls sie erforderlich ist. Dennoch bleibt sie die am wenigsten ideale Position.
Spätestens jetzt wollen alle den Kurs bei dir machen. Also ich in jedem Fall! Wo können wir uns zu deinem Kurs anmelden?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Man kann direkt mit Lindsay auf Englisch trainieren. Ich biete One-on-One-Sessions an, in denen ich individuell auf die Bedürfnisse der Frauen eingehe. Ab Frühjahr werde ich auch Gruppenkurse vor Ort in Berlin-Kreuzberg und online anbieten. Dort lernen Paare praktische Geburtspositionen, Techniken zur Geburtsmechanik, Entspannungsübungen und wie sie den Geburtsprozess aktiv unterstützen können. Wer mehr Informationen möchte, kann mich gerne kontaktieren oder auf der Website unserer Praxis nachsehen.
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Was ist der Unterschied zur normalen Geburtsvorbereitung und z. B. Pränatal-Yoga?
Normale Geburtsvorbereitungskurse in Deutschland sind oft theoretisch. Man lernt vielleicht ein paar Atemübungen oder Bewegungen, aber es bleibt abstrakt. Die Body-Ready-Methode geht viel tiefer: Sie kombiniert Nervensystemarbeit, körperliche Balance und mentale Vorbereitung mit praktischen Übungen. Ich biete auch klassische Geburtsvorbereitungskurse an, die von der Krankenkasse bezahlt werden. Dort stehen vor allem Themen wie theoretische Geburtsvorbereitung, Meditation, Medikamente, Krankenhausabläufe und das Wochenbett im Vordergrund. Die Body-Ready-Methode ist eine ergänzende, spezialisierte Vorbereitung mit einem starken Fokus auf Praxis und Individualität.
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Danke, liebe Karen für das spannende Interview. Ich freue mich, dass unsere Mom Community nun von deinen Learnings profitieren kann.
Über Karen Dirks
Ihren Berufswunsch Hebamme hatte Karen schon mit 13 Jahren und kann sich bis heute keinen schöneren Beruf vorstellen. In ihrem Verständnis sind Empfängnis, Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett vollkommen natürliche Vorgänge – die trotzdem eine besondere Aufmerksamkeit brauchen. Nachdem Karen mehrere Jahre Vollzeit im Kreißsaal einer großen Klinik gearbeitet hat und anschließend freiberuflich tätig war, ist sie seit September 2018 beides: wieder angestellt im Kreißsaal und selbstständig mit Vorsorgen, Kursen und Wochenbettbetreuungen. Außerdem hat sie 2022 die Praxis sjael in Kreuzberg gegründet. Auf Instagram teilt Karen persönliche und berufliche Einblicke.
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