Liebe Karen, danke dass wir uns heute unterhalten können! Erzähl doch mal:
Was liebst du an deinem Beruf besonders?
Die Mischung aus Allem: therapeutische Gespräche mit der Mutter bis hin zu den medizinischen Aufgaben, wenn die Babys noch sehr klein sind. Ich möchte Frauen den Raum geben, das existentielle Erlebnis der Geburt und der Zeit danach so zu erleben wie sie es sich wünschen.
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Wie geht eigentlich Stillen?
Stillen ist unheimlich praktisch, aber auch hoch komplex – und das Natürlichste der Welt, denn schließlich ist es die Hauptnahrungsquelle von Babys!
Das Stillen folgt einer simplen Regel: Die Nachfrage regelt das Angebot. Wenn ein Baby saugt, dann beginnen bei der Frau verschiedene hormonelle Prozesse, die das Stillen ermöglichen. Einfach gesagt, die Brust muss angeregt werden, damit Milch produziert wird. Entweder durch das Saugen des Babys oder auch durch Pumpen mit einer Milchpumpe beginnt die Milchbildung.
Stillen hat viel mit Entspannung zu tun. Es gibt zwei Hormone, die während des Stillen zum Einsatz kommen: Oxytocin und Prolaktin. Beide können allerdings nur ungehindert arbeiten, wenn sie nicht vom Stresshormon Adrenalin gehemmt werden.
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Wie funktioniert das mit dem Milcheinschuss?
Bis in die 90er wurde fälschlicherweise angenommen, dass in der Brust “Milchseen” sind. Daraus wurde gefolgert: Hat das Baby an der Brust getrunken, werden diese Seen an Milch geleert und die Brust wird wieder weich. Daraus folgt auch die Annahme: Erst, wenn die Brust leer ist, wird Milch erneut nachproduziert. Das Baby sollte und durfte so nur alle vier Stunden trinken. Nichts davon stimmt.
Erst wenn gesaugt wird, wird produziert. Deshalb empfehlen wir heute nach Bedarf des Babys zu stillen beziehungsweise intuitiv. Es gibt so viele Ammenmärchen, die sich hartnäckig halten, das ist zum Teil wirklich unglaublich.
Anstatt “Milchseen”, gibt es Milchgänge. In dem Moment, in dem das Baby anfängt zu saugen, geht die Information an das Gehirn: “Hey, hier saugt jemand, mach mal Milch!”. Dann kommt das Hormon Prolaktin ins Spiel, das Hormon, welches für die Milchbildung verantwortlich ist. Den Vorgang, dass Milch einschießt, spüren auch viele Frauen.
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In welchen Positionen kann gestillt werden?
Es gibt drei wichtige Stillpositionen: den Wiegegriff, den Rückengriff und das Stillen im Liegen – und ganz viele andere, man darf immer auch kreativ werden, solange die "Grundregeln" im Anlegen eingehalten werden, um wunde Brustwarzen und Co. zu vermeiden.
Den Wiegegriff sieht man häufig in Cafés oder wenn Mütter ihre Babys unterwegs stillen. Der Rückengriff ist super für den Anfang, weil man eine gute Übersicht über Brust und Kind hat. In dieser Haltung trinken viele Kinder, auch wenn sie müde sind. Auch gut geeignet für Frühgeborene. Im Liegen zu stillen ist vor allem nachts vorteilhaft.
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Und, welche Stillposition ist am besten?
Alle drei sind super, es kommt ganz auf die Situation an. Am besten merkt man sich: dort wo das Kinn des Babys ist, wird die Brust am meisten stimuliert und massiert.
Gerade am Anfang empfehle ich immer alle drei Position: wie gesagt, Nachts kann es sehr entspannend sein im Liegen zu stillen,tagsüber ist im Wiegegriff stillen oder auch in anderen Positionen oft einfacher. Durch verschiedene Stillposition ändert sich auch die Position des Kinns des Babys – und so wird die gesamte Brust massiert. Gut, um Milchstau zu verhindern.
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Horror Thema Milchstau! Was kann noch helfen, um Milchstau zu vermeiden?
Beim sogenannten Milchstau sind ein oder mehrere Milchgänge blockiert, sodass die Muttermilch nicht frei abfließen kann. Zusätzlich sind manchmal auch noch die Lymphe gestaut und Drüsen geschwollen. Wenn die Brust dann durch Stillen wieder stimuliert und massiert wird, entspannen sich die Lymphe und Drüsen meist auch wieder.
Milchstau ist auch immer mit Stress verbunden. Eine gestresste Mutter kann sehr schnell einen Milchstau erleiden. Manche Mütter haben sehr oft und immer wieder Milchstau, andere nur selten – in jedem Fall ist es schmerzhaft und kann mehrere Ursachen haben. Ein Streit reicht übrigens manchmal auch schon für einen Milchstau aus.
Wenn man merkt, dass sich eine harte Stelle in einer Brust gebildet hat, diese vielleicht sogar bereits rot geworden ist, ist eine sanfte (!) Brustmassage angesagt. Denn ein Milchstau kann sich ohne Behandlung leicht in eine Brustentzündung (Mastitis) weiter entwickeln. Und damit ist wirklich nicht zu spaßen. Präventiv zu arbeiten ist sowieso das Beste, um einen Milchstau zu vermeiden. Also, regelmäßiges Abtasten, ob es feste Stellen gibt und dann eben Kohlwickel oder Quarkwickel für die Brust anwenden. Weiter kann ebenso Kühlen, Duschen, Ausstreichen oder das sanfte Einreiben einer Salbe kleine Wunder bewirken.
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Wie ist das mit wunden Brustwarzen – was hilft dagegen?
Meist sind es Anlegefehler, Kieferverspannung oder andere anatomische Besonderheiten wie etwa ein zu kurzes Zungenbändchen, die wunde Brustwarzen verursachen. Denn mit einem zu kurzen Zungenbändchen kann das Baby die Brustwarze nicht so leicht nach hinten ziehen. Dann wird die Brustwarze durch die Saugversuche des Babys sehr wund.
Um wunde Brustwarzen zu heilen, hilft es frische Luft an diese kommen zu lassen, Muttermilch antrocknen zu lassen oder auch reines Lanolin ganz dünn nach dem Stillen aufzutragen. Auch Silberhütchen zum Schutz können helfen, ebenso wie Heilwolle oder sogenannte Socken-Donuts.
Auch bei anfänglichen Schwierigkeiten gibt es nicht unbedingt Grund zur Sorge. Stillen will gelernt werden, denn auch wenn es das Natürlichste auf der Welt ist, müssen du und dein Baby sich erst aufeinander einstellen. Das ist normal! In der Regel dauert es maximal sechs Wochen, bis auch die größten Stillprobleme gelöst werden können. Und dabei immer ganz wichtig: Du musst das nicht alles alleine stemmen. Deine Hebamme, aber auch spezielle Stillberaterinnen sind dafür da, dir zu helfen
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Fläschchen oder Brust, was ist dran an Saugverwirrung?
An der Brust läuft es so, wie wir oben schon besprochen haben: das Baby dockt an, saugt, und in genau dem Moment wird die Milch produziert. Die ersten Saugbewegungen sind also "trocken" - vor allem am Anfang nach der Geburt. Erst dann gelangt durch den Milchspendereflex die Muttermilch zum Kind.
Bei einem Fläschchen läuft es in der Regel so, dass dieses einfach nur umgedreht werden muss, und die Milch fließt auch ohne große Anstrengungen des Babys. Daran können sich Babys schnell gewöhnen und ein bisschen faul werden. Muss aber nicht so kommen, denn schließlich ist jedes Baby ist anders.
Wenn eine Mama Pre Anfangsmilch füttern möchte, aber eigentlich gerne voll Stillen möchte, gibt es das Brusternährungsset als Alternative zum regulären Fläschchen. Ein sehr dünner Schlauch wird an die Brustwarze geklebt, und am anderen Ende ist ein kleines Gefäß mit der Pre Milch. Sobald das Baby saugt, läuft zusätzlich zur Muttermilch aus der Brust auch die Pre aus dem Behälter.
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Es gibt zwei Hormone, die während des Stillen zum Einsatz kommen: Oxytocin und Prolaktin. Beide können allerdings nur ungehindert arbeiten, wenn sie nicht vom Stresshormon Adrenalin gehemmt werden.
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Kann man mit der Ernährung einen Milcheinschuss fördern? Welche Ernährung empfiehlst du Mamas während der Stillzeit?
Generell empfehle ich Mamas nährend zu essen. Damit meine ich eine nährstoffreiche Ernährung. Morgens gern ein wärmendes Porridge mit Früchten, dann mittags warmes Gemüse oder kräftige Suppen. Beim Stillen werden einige Kalorien verbrannt. Daher braucht der Körper Energie. Zwischendrin ist Studentenfutter gut oder auch Energieriegel und Stillkugeln.
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Bekannte Inhaltsstoffe, um die Milchbildung anzuregen, ist etwa Bockshornklee und auch Mariendistel. Es gibt sogar Kulturen, in denen Müttern täglich ein Stück Kuchen mit Bockshornklee empfohlen wird.
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Hast du einen Blog oder Bücher den oder die du gerne empfiehlst?
Auf jeden Fall! Und dennoch ist es wichtig sich immer wieder daran zu erinnern: Jede Mama und ihr Baby entscheiden selbst, wie weit sie sind. Sich informieren ist natürlich wichtig, aber noch wichtiger ist oft dein Bauchgefühl! Lass dich nicht verunsichern.
Ein gutes Buch fällt mir gerade nicht ein, aber es gibt drei Blogs, welche ich gern mag:
Einmal “von guten Eltern” , dann “Geborgen Wachsen” und ein Blog von einem Kinderarzt und Vater namens “Kinder Verstehen”.
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Danke liebe Karen für das tolle Gespräch!
Karen Dirks ist Hebamme mit Sitz in Berlin Kreuzberg, angestellt im Kreißsaal eines großen Krankenhauses und selbstständig mit Kursen, Vorsorgen- und Wochenbettbetreuungen. Im Mai 2022 hat sie im Bergmannkiez ihre Praxis sjael gegründet und sich somit ihren beruflichen Lebenstraum erfüllt.
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Das Wochenbett ist eine unglaublich intensive Zeit. Wir reden auch über das Thema "Wenn Stillen nicht klappt ...".
Titelbild: © www.studio-una.de
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