Was ist ein Quetschie?
Als Quetschies werden Plastik-Trinkbeutel mit Fruchtpüree bezeichnet. In manchen Sorten wird zu den Fruchsorten auch teilweise püriertes Gemüse gemischt. Das tolle an den Quetschies ist, dass Kinder sie ganz alleine halten können und auch die Trinköffnung ist so konzipiert, dass nichts daneben geht. Hersteller drucken gerne “ohne Zuckerzusatz” und andere Werbesprüche, die “gesund” klingen, auf die Packungen.
Was ist in einem Quetschie drin?
Gut, aber irgendwie muss das Obst in die Plastikbeutel kommen. Genau dafür wird das Obst industriell verarbeitet, so dass die meisten im Obst enthaltenen Ballaststoffe, sekundären Pflanzenstoffe und Vitamine verloren gehen. Das gilt besonders für Vitamin C, welches empfindlich auf Licht und Hitze reagiert.
Das, was in den Obst-Quetschies ankommt, ist zum größten Teil der natürliche Fruchtzucker. Der reine Fruchtzucker, ohne die eben genannten Ballaststoffe, sekundären Pflanzenstoffe und Vitamine, wirkt sich im Körper allerdings wie industrieller Zucker aus.
Für Quetschies gilt: je größer der Anteil an Obst, desto mehr Zucker ist enthalten. Also gesund ist so ein Quetschie eigentlich nicht und die Wegwerf-Trinkbeutel aus Plastik sind auch nicht gerade umweltfreundlich.
Hast du auch schon mal darüber nachgedacht, wie viel Obst für einen Quetschie industriell verarbeitet wird? Und wie viel Obst ein Baby pro Tag essen sollte?
Wie viel Obst darf ein Baby am Tag essen?
Obst ist an sich gesund und gehört wie Gemüse und Vollkornprodukte selbstverständlich zum Speiseplan von Kindern. Vorsicht bei Bananen oder Weintrauben, diese sind sehr zuckerreich und landen am besten wohl dosiert auf den Teller von Babys und Kleinkindern.
Allerdings wird die Menge an Obst, die ein Kind braucht, um davon zu profitieren oft überschätzt. Für Kinder reichen zwei Kinderhand voll an Obst am Tag, um sich ausreichend mit Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen zu versorgen!
Wie viel Obst wohl in einem Quetschie ist?
Für einen selbst gemachten 100 ml Quetschie brauchst du einen mittelgroßen Apfel, eine halbe Banane und etwas Wasser. Wobei du natürlich auch fast jedes andere Obst und Gemüse, das roh verzehrt werden darf, auch für den Quetschbeutel verwenden kannst. Das sind allerdings eher drei Kinderhandvoll für einen Quetschie. Würde dein Kind einen ganzen Apfel und eine halbe Banane so schnell essen, wie es einen Quetschie trinken würde? Wahrscheinlich nicht. Das Fruchtpüree verfälscht die wahrgenommene Menge.
Geschmack von Kindern auf “süß” geprägt.
Kinder entwickeln Geschmacksvorlieben für Geschmäcker, die ihnen immer wieder präsentiert werden. Dass heißt, je häufiger ihnen Zucker angeboten wird, desto häufiger werden sie auch später zu zuckerhaltigen Lebensmitteln tendieren. Die Prägung des Geschmacks beginnt schon im Bauch der Mutter und dauert bis zum Ende des zweiten Geburtstages (also die ganzen ersten 1000 Tage).
“Quetschies sind Zuckerbomben. Wenn du einem Kind Zucker gibst, ist es erstmal satt. Und dann kannst du ihm auch keinen Brokkoli oder Fenchel mehr geben. Und dann sagen Eltern, dass ihr Kind kein Gemüse mag und dann gibt es wieder ein Quetschie.” – Sascha Inderbitzen
Wie viel Zucker hat ein Quetschie?
In der Überschrift haben wir die Frage gestellt, bisher aber noch nicht direkt beantwortet. Im Grunde ist umso mehr Zucker in einem Quetschie, je mehr Obst enthalten ist. In reinen Obst-Quetschies können gerne bis zu 14 g Zucker in 100 ml Quetschie enthalten sein. Das sind umgerechnet 5 Stück Würfelzucker. Das ist mehr Zucker als auf 100 ml Cola mit 10,8 g Zucker, also 4 Stück Würfelzucker.
Übrigens: Für Kinder ab einem Jahr gilt als maximale empfohlene Zuckermenge eine Menge von ca. 25 g. Vorher sollten sie gar keinen Zucker bekommen. Außer in Form von selbst püriertem Obst im Nachmittagsbrei.
Übergewicht und Verdauungsprobleme durch Quetschies
Oja, Fettleibigkeit und Bauchschmerzen, Durchfall oder Blähungen sind Folgen von zu viel Zuckerkonsum, also auch von zu viel Quetschies.
Der natürliche Fruchtzucker im Quetschie, also die Fructose, wird in der Leber zu Fett umgewandelt. Das kann dann wiederum zu Fettleibigkeit (Adipositas) und zu einer Fettleber führen.
Zusätzlich gelangt nach dem Trinken das Fruchtpüree schnell in den Darm. Bei Kleinkindern kann das Verdauungsorgan schnell überfordert sein. Also sind Bauchschmerzen, Durchfälle und Blähungen eine logische Folge vom Quetschie-Konsum.
“Durch die pürierte und fruchtzuckerhaltige Nahrung, die die Verdauugspassage im Mund überspringt, kann die Zuckerverdauung durch das Speichel-Enzym Alpha–Amylase nicht mehr stattfinden. Durch den inkompletten Verdauungsprozess können Gärungsprozesse im Dickdarm stattfinden, was zu Blähungen führen kann. “ – Dr. Matthias Riedl
Kaumuskel wird nicht trainiert
Geschmack der Früchte erkennen, riechen oder tasten – all das bietet Fruchtmus aus dem Quetschbeutel nicht. Auch der Kaumuskel wird nicht trainiert. Der Kaumuskel ist aber nicht nur beim Essen, sondern auch für die Sprachentwicklung wichtig. Tipp: Hier geht es zum Magazin Artikel zum Thema Trinken lernen.
Quetschies begünstigen Karies
In Quetschies gibt es einen hohen Anteil an Fruchtzucker und -säure, der für den Zahnschmelz gefährlich ist. Das ist aber nicht alles.
Die so praktische Trinköffnung beziehungsweise der Nuckelaufsatz von Quetschies hat leider einen großen Nachteil. Er sorgt dafür, dass Kinder an dem Quetschie dauernuckeln. Also werden die Milchzähne, welche empfindlicher als bleibende Zähne sind, für einen längeren Zeitraum mit Fruchtzucker und - säure umspült. Je länger Zähne mit Säure und Zucker umspült werden, desto höher ist allerdings auch das Kariesrisiko.
Gut zu wissen: Obwohl Früchte von Natur aus recht säurehaltig sind, werden einigen industriell hergestellten Quetschies noch extra Zitronensäure oder Ähnliches zugefügt, um sie haltbarer zu machen.
Am besten selbst machen oder Obst und Gemüse in kleine Stücke schneiden
Wenn du auf Quetschies nicht verzichten möchtest, kannst du versuchen dir bewusst zu machen, dass so ein Quetschie wie ein Eis ein Genussmittel ist. Ab und zu ist eine Süßigkeit völlig in Ordnung.
Eine andere Möglichkeit wäre es, selbst Quetschies herzustellen und in Mehrwegbeutel zu füllen. Du könntest diese auf Vorrat produzieren und im Tiefkühlfach lagern. Das ist deutlich gesünder als es gekaufte Quetschies sind.
Oder du verzichtest auf den ein oder anderen Quetschie und schneidest Obst und Gemüse lieber in kleine Schnitze. Auch wenn dein Baby noch nicht kauen kann, kann es an dem Lebensmittel riechen und lecken.
Zum Schluss
Süßigkeiten sind toll, aber nicht gesund. Quetschies sind also nur in Maßen zu genießen. Hier geht es zu einer Petition mit dem Ziel Quetschies als Süssigkeit kenntlich zu machen.
Quellen:
DGE: https://www.dge.de/
Bücher: Matthias Riedl: Die Macht der ersten 1000 Tage: Falsche Ernährungsmuster aus der frühen Kindheit aufdecken und der Prägungsfalle endlich entkommen (Artgerechte Ernährung), 2020
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