Hinweis: Babys werden in den ersten Monaten ausreichend durch Muttermilch oder Milchnahrung mit Flüssigkeit versorgt. Auch bei der ersten Einführung von Beikost ist kein zusätzliches Getränk wie Wasser oder ungesüßter Tee notwenig. Erst, wenn ihr auf drei Breimahlzeiten umsteigt, ist es ratsam zum Essen auch zu trinken, um die empfohlene Wasserzufuhr zu erreichen. Bei Babys zwischen dem 10. und dem 12. Monat sind es maximal 200 Milliliter Trinkflüssigkeit extra pro Tag. Merke: Je öfter das Kind an den Familienmahlzeiten teilnimmt und je seltener es Mahlzeiten in Form von Stillen oder Fläschchen bekommt, desto mehr muss auch getrunken werden. |
Quelle: Höfler und Psrengart (2018). Praktische Diätetik: Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstheraphie. 2. Auflage.
Liebe Patrica, wir freuen uns, dass du Zeit gefunden hast, uns ein paar Fragen zum Thema ‘Trinken lernen und Kiefer-, Zahn- und Sprechentwicklung’ zu beantworten. Es gibt so viele verschiedene Becher mit Griffen oder einer Schnabelöffnung, um Trinken zu lernen. Welcher Becher nun der Richtige ist und ob die Wahl des Bechers einen Einfluss auf die Entwicklung von Babys hat, wollen wir mit dir besprechen. Wir haben uns ein paar Fragen für dich überlegt und legen gleich mal los.
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Mit welchem Alter lernt ein Baby aus einem Becher zu trinken?
Ein guter Zeitpunkt damit zu beginnen, ist, wenn die Familie mit der Beikost startet. Mamas und Papas können beispielsweise während der Mahlzeiten, Wasser aus dem Becher anbieten. Aber spätestens im Alter von ca. 12 Monaten ist es an der Zeit mit einer Tasse zu beginnen.
Ein rechtzeitiger Übergang zum richtigen Schluckmuster ist wichtig. Denn je länger ein Kleinkind ein unreifes Saugmuster zeigt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Schlucken dauerhaft fehlerhaft bleibt.
Einschub von Löwenzahn Organics: Kindermilch lässt sich wunderbar aus dem Becher trinken. Die Nährstoffe in Kindermilch können dabei helfen, eventuelle Ernährungslücken auszugleichen. Denn leider gehören gerade die gesunden Mahlzeiten nicht zu den Lieblingsgerichten von Kindern.
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Wie unterscheidet sich das Schlucken von Babys mit zunehmendem Alter?
Während des ersten Lebensjahres schluckt ein Baby, in dem es die Zunge vor- und zurück schiebt. Man nennt dies typisches Säuglingsschlucken, beziehungsweise ‘infantiles Schlucken’.
Normalerweise wird dieses Schluckmuster mit dem Abstillen von der Brust, dem Anbieten eines Bechers zum Trinken und der Gabe von fester Nahrung, Stück für Stück umgestellt.
Ab ca. 12 Lebensmonaten entwickelt das Baby dann ein ausgereiftes Schluckmuster, bei dem die Zungenspitze am Zahndamm (Erhebung hinter den oberen Schneidezähnen) anliegt, um von dort aus eine wellenartige Bewegung auszuführen.
Welchen Einfluss hat das Schlucken auf Kiefer-, Zahn- und Sprechentwicklung?
Ein falsches Schluckmuster kann die Kiefer-, Zahn- und Sprechentwicklung negativ beeinflussen.
Der Mensch schluckt bis zu 2000 Mal am Tag. Wenn die Zunge zwischen die Zähne drückt, wirkt pro Schluckvorgang eine Kraft von zwei bis drei Kilogramm dagegen. So können sich Zahn- und Kieferfehlstellungen ausbilden. Auch fehlt die formgebende Wirkung der Zunge am Gaumen. Das kann zu einem engen, hohen und schmalen Oberkiefer führen.
Wird falsch geschluckt, liegt meist ein Muskelungleichgewicht der Zungen- und Lippenmuskulatur, aber auch der weiteren Gesichtsmuskulatur vor.
Häufig kommt es auch zu Sprachstörungen durch das Fehlen von Kraft, Beweglichkeit und Koordination der am Sprechen beteiligten Muskeln. Das sogenannte Lispeln, also Aussprachefehler bei dem Laut ‘S’ ist häufig. Typischerweise werden auch die Laute ‘SCH’, ‘CH’,’L’, ‘N’, ‘T’ und ‘D’ nicht richtig bzw. falsch ausgesprochen.
Mit welchem Becher lernen Babys trinken?
Das Natürlichste und Beste ist das Trinken aus einem normalen offenen Gefäß. Mama und Papa können beim Halten der Tasse helfen, während das Kind kleine Schlucke seitlich vom Rand nimmt. Dadurch wird die Zunge trainiert die richtige Haltung einzunehmen. Sehr gut eignen sich anfangs einfache Espressotassen oder Schnapsgläschen.
Kinderbecher mit Griffen sind praktisch, aber das Kind sollte auch die Möglichkeit haben, den Becher selbst zu halten. Daher empfehle ich gern Gefäße mit abnehmbaren Griffen.
Was ist deine Meinung zu Trinklernbechern oder Schnabeltassen?
Der Ausgießer dieser Becher verhindert, wie auch bei der Nuckelflasche, dass die Zungenspitze an den Gaumen „andocken“ kann und zwingt das Kind, seine Zunge weiter nach vorne und unten zu drücken.
Dauerhaftes Trinken aus einer Flasche oder einem Trinklernbecher kann daher die Entwicklung des richtigen Schluckmusters beeinträchtigen. Auch geben sie dem Kind oft nicht die Möglichkeit seine Feinmotorik und -sensorik zu trainieren.
Trinklernhilfen sind super praktisch für Eltern. Aber, nichts zu verschütten sollte nicht unser Ziel sein! Alles ist ein Lernprozess, den wir nicht ablehnen, sondern unterstützen sollten. Die Kleinen lernen so viel bei ihren ersten Trinkversuchen. Nicht nur im Mund, sondern auch drumherum. Zum Beispiel die Flüssigkeit und das Kippen zu dosieren, sowie die Augen-Hand-Mund-Koordination.
Fazit: Für unterwegs okay, aber nichts für die Dauernutzung!
Kann ein Becher eine Alternative für das Babyfläschchen sein?
Ja kann er. Hier nimmt man am Besten einen kleinen Becher. Und dann den Becher bis kurz unter den Rand füllen und ihn unterhalb der Unterlippe des Babys ansetzen. Wird der Becher dann leicht gekippt, gelangt schnell Flüssigkeit in den Mund des Babys. Aus Angst vor Verschütten oder vor Verschlucken füllen Eltern oft nur wenig in den Becher, aber das ist für das Baby motorisch schwieriger als aus einem gut gefüllten Becher zu trinken.
Eine andere Möglichkeit ist der Fingerfeeder. Eine Hebamme kann den Eltern zeigen, wie diese stillfreundlichen Fütterungsmethoden funktionieren.
Über Patricia
Patricia Pomnitz ist Mama einer 4 Monate alten Tochter, Sprachtherapeutin, Therapiewissenschaftlerin, diplomierte Legasthenietherapeutin. In ihrem Alltag behandelt sie Kinder mit Sprach-, Sprech- und Schriftsprachstörungen oder muskulären Auffälligkeiten im Mund- und Gesichtsbereich. Als freie Dozentin unterrichtet sie Logopäd:innen und Pädagog:innen zum Themenkomplex Sprachentwicklung und Sprachförderung.
Eines ihrer Herzensthemen ist die Elternberatung und Anleitung! Deshalb hat sie die Online-Plattform Sprachgold gegründet.
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