Hinweis: Industriell hergestellte Milchnahrung sollte in ihrer Zusammenstellung immer adäquat auf die Bedürfnisse von Säuglingen abgestimmt sein. Wissenschaftlich hinterlegte Daten und die Anforderungen daran sind in einer speziellen Diätverordnung geregelt. Anerkannt und vorgeschrieben sind DHA. Nicht vorgesehen ist es auch Präbiotika hinzuzufügen – und das obwohl diese unheimlich wichtig für dein Baby sind!
Auf den Babymilch-Verpackungen wirst du vermutlich vergeblich nach dem Wort Präbiotika suchen. Vielmehr wirst du eventuell die Bezeichnung GOS und FOS auf den Packungen entdecken können. Tipp: Online dürfen Hersteller:innen zum Beispiel GOS oder auch andere Zutaten nicht auf ihrer eigenen Produktseite hervorheben. Deshalb zoom dir beim online Shoppen die Verpackung näher heran oder klappe einfach das Zutaten-Drop-Down auf.
Was sind Präbiotika?
Präbiotika sind spezielle Ballaststoffe oder anders ausgedrückt, unverdauliche kurzkettige Kohlenhydrate, die unverdaut in den Dickdarm gelangen. Erst im Dickdarm werden sie von guten Darmbakterien verspeist, also fermentiert. Die guten Darmbakterien produzieren daraus kurzkettige Fettsäuren, die die Darmzellen mit Energie versorgen und das Wachstum von nützlichen Darmbakterien unterstützen.
Ein Ausflug zu den Oligosacchariden
Oligosaccharide sind komplexe Kohlenhydrate, die aus einer Kette von drei bis zehn einzelnen Zuckerbausteinen bestehen und in vielen Lebensmitteln vorkommen. Oligosaccharide gehören zu den bekanntesten und am häufigsten verwendeten Präbiotika. Achtung: Nicht alle Oligosaccharide sind auch Präbiotika. Bleiben wir bei den präbiotischen Oligosacchariden. Dazu gehören zum Beispiel Human-Milk-Oligosaccharide (HMO), Galactooligosaccharide (GOS) und Fructooligosaccharide (FOS).
Was sind GOS und FOS?
GOS und FOS sind beide Präbiotika, die zur Gruppe der Oligosaccharide gehören. Sie unterscheiden sich jedoch in Bezug auf ihre Struktur und Herkunft.
GOS
GOS (Galactooligosaccharide) werden aus Galactosemolekülen gewonnen und sind in der Regel in Milchprodukten wie Kuhmilch und Milchpulver enthalten. Sie haben eine längere Kette von Zuckerbausteinen und werden im Darm langsamer abgebaut.
FOS
FOS (Fructooligosaccharide) werden aus Fructosemolekülen gewonnen und sind in vielen pflanzlichen Lebensmitteln wie Zwiebeln, Knoblauch und Bananen enthalten. Sie haben eine kurze Kette von Zuckerbausteinen und werden im Dünndarm schnell abgebaut.
GOS und FOS wirken präbiotisch, weil sie unverdaut im Dickdarm landen und dort Bakterien im Dickdarm als Energiequelle zur Verfügung stehen. Somit unterstützen sie das Wachstum einer gesunden Darmflora bei Babys. Gesunder Darm, gesunder Magen, gesundes Baby!
Kommen Präbiotika in Muttermilch vor?
Von Natur aus kommen in der menschlichen Muttermilch präbiotische humane Milch-Oligosaccharide (HMO) vor. HMO und GOS sind sich in ihren chemischen Strukturen ähnlich.
Futter für Bifidobakterien und Laktobazillen
Zu den guten Darmbakterien gehören Bifidobakterien und Laktobazillen.
Hemmung von Keimen
Durch die Stoffwechselprodukte von Bifidobakterien und Laktobazillen reduziert sich der pH-Wert des Stuhls deines Babys. Dadurch wird unter anderem das Wachstum krankmachender Keime gehemmt. Lactobazillen produzieren zudem einen Stoff, der, ähnlich wie ein Antibiotikum, direkt pathogene Keime wie Salmonellen oder Listerien hemmt.
Unterstützung des Knochenwachstums
Zudem können durch die Verschiebung des pH-Wertes in den sauren Bereich Mineralstoffe und Spurenelemente, wie z.B. Calcium und Magnesium, besser vom Organismus aufgenommen werden. Das unterstützt indirekt sogar das Knochenwachstum.
GOS und FOS für weichen Stuhl
Letztlich bedeuten GOS und auch FOS häufigeren Stuhlgang mit weicherer Konsistenz – was uns beim Wickeln vielleicht nicht wirklich freut, für die Gesundheit deines Babys aber ziemlich wichtig ist!
WHO Hinweis: Stillen ist die beste Ernährung für dein Baby. Die Zusammensetzung der Muttermilch bietet deinem Baby stets die ideale Nährstoffkombination und einen guten Schutz vor Allergien und Krankheiten. Die WHO empfiehlt daher, 6 Monate ausschließlich zu Stillen und danach in Verbindung mit einer altersgemäßen und ausgewogenen Beikost weiterhin zu stillen. Informiere dich beim Fachpersonal des Gesundheitswesens (z.B. Kinderärztin, Mütter-/Väterberatung, Hebamme, Stillberater:in), falls dein Kind eine Zusatznahrung benötigt oder wenn nicht (ausreichend) gestillt werden kann. Die Verwendung einer Säuglingsmilchnahrung kann den Stillerfolg beeinträchtigen.
Zusammenfassung: Unverzichtbar für Babymilch
Bei Präbiotika handelt es sich um komplexe Kohlenhydrate, welche von guten Darmbakterien fermentiert werden und somit das Wachstum dieser Bakterien unterstützen. Dadurch können Präbiotika dazu beitragen, das Risiko von Verdauungsproblemen wie Verstopfung, Durchfall und Koliken zu verringern. Darüber hinaus können sie auch das Immunsystem stärken, indem sie die Produktion von entzündungshemmenden Substanzen fördern und somit das Risiko von Infektionen reduzieren.
Weiterlesen
Mehr über wichtige Zutaten in Milchnahrung: Hier lernst du mehr über LCP (DHA und ARA).
Quelle:
https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-29501