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Eine Geburt ist für Mamas und Papas, euch, ein existenzielles und wunderschönes Erlebnis. Bevor ihr in eurem kleinen Familienleben ankommen werdet, geht es erstmal darum, die ersten Wochen nach der Geburt zu meistern.
Verständnis für sie aufbringen
Besonders deine Partnerin hat nach der Geburt einiges, womit sie lernen muss, klar zu kommen. Denn das Wochenbett ist eine Zeit der Umstellung für sie – körperlich und seelisch.
Erstmal muss sie sich von der anstrengenden Geburt erholen und daran gewöhnen, ab jetzt immer einen Menschen mit all seinen Bedürfnissen bei sich zu haben.
Dann ist ihr Körper vielleicht noch verletzt. Ihr Beckenboden ist für längeres Sitzen und Stehen zu schwach und schwer heben darf sie auch nicht. Eventuell hat sie weitere Geburtsverletzungen, einen Kaiserschnitt hinter sich und weitere Schmerzen.
Zusätzlich kommen die starken Stimmungsschwankungen daher, dass sich ihre Hormone erst wieder einpendeln müssen. Schwangerschaftshormone werden abgebaut und der Milcheinschuss wird durch ganz andere Hormone ausgelöst.
Dann ist Stillen auch nichts, was immer sofort klappt. Übrigens, über Stillkonzepte und Alternativen zum Stillen an der Brust kann euch eine Hebamme, eine Stillberaterin oder eine Frauenärztin weiter informieren. Alternativ kann Milchnahrung für euch und euer Baby eine Lösung sein.
Nimm dir Urlaub
Wertvoller Tipp: Spar dir deinen Jahresurlaub für die Wochen nach der Geburt auf oder beantrage Elternzeit, damit du im Wochenbett für die Mutter deines Babys und dein Baby da sein kannst. Kläre vorher die rechtlichen Bedingungen ab und erkundige dich, wie flexibel du Urlaub nehmen kannst, denn Babys halten sich nur selten an Terminkalender.
Das Freuen auf eine Auszeit nach dem Wochenbett kann euch auch gut tun. Lege doch ein paar Urlaubstage auf die Zeit nach den heiklen Wochen und fahre gemeinsam mit deiner Partnerin und Baby in den Urlaub.
Sei nachsichtiger als sonst
Im Wochenbett findet eine hormonelle Umstellung bei der Mutter statt. Deshalb ist es wichtig, etwas nachsichtiger zu sein als sonst. Nimm sie doch einfach öfters in den Arm und zeige Verständnis.
Frage auch aktiv nach, wie du ihr helfen kannst. Kannst du vielleicht Aufgaben übernehmen? Schlage ihr ebenfalls eine kleine Babyauszeit vor und lass sie mit einer Freundin spazieren gehen oder du gehst eine kleine Runde mit dem Baby aus dem Haus.
Türsteher spielen
So ein kleines Baby ist einfach niedlich und natürlich wollen eure Freund:innen und Familie vorbeikommen. Allerdings kann Besuch für Mutter und Baby im Wochenbett viel Energie kosten, die eigentlich für die Heilung der Geburtsverletzungen und für euer Neugeborenes wichtig wären. Deshalb ist es deine Aufgabe mit deiner Partner:in abzustimmen, wieviel und ob ihr Besuch empfangen wollt und auch ‘Nein’ zu Besuch zu sagen, der plötzlich vor der Tür steht. Du übernimmst die Kommunikation mit Familie und Freund:innen.
Essen organisieren und Haushalt schmeißen
Ein heißer Tipp ist es, Essen für die ersten Tage nach der Geburt vorzukochen und dann einzufrieren. Die ersten Tage werdet ihr drei wahrscheinlich so viel Zeit zusammen verbringen, dass es hilfreich ist, Essen nur noch auftauen zu müssen. Auch kostet Stillen Unmengen an Energie, deshalb wird Stillen auch gerne mit Leistungssport verglichen. Falls ihr nichts eingefroren habt und kochen nicht dein Ding ist, kannst du auch Essen bestellen. Macht euch im Vorfeld Gedanken darüber, wie ihr euch mit Lebensmitteln versorgen wollt.
Sprecht am besten auch darüber, was im Haushalt alles gemacht werden muss und was für euch Ordung und Sauberkeit bedeutet. Deine Partnerin wird dir beim Haushalt in den ersten Wochen nach der Geburt nicht helfen können, möchte sich aber zu Hause wohlfühlen.
Papierkram & Co. erledigen
Der Papierkram wird natürlich keine Pause machen, nur weil ihr gerade im Wochenbett seid. Kümmer dich drum. Eigentlich passt dieser Punkt wunderbar zum Thema Türsteher. Egal, ob sich die Hausverwaltung, die Krankenkasse oder die Schwiegermutter/ deine Mutter meldet, versuche deine Partnerin in erster Linie Ruhe zu ermöglichen und von Nachrichten zu schützen. Auch etwas, das ihr noch vor der Geburt besprechen könnt.
Papa-Bonding für dich entdecken
Genau: Papa-Bonding. Bonding wird die intensive, emotionale Beziehung zwischen dem Neugeborenen und einer weiteren Person bezeichnet. In erster Linie besteht zur Mutter eine intensive Bindung. Das Baby war neun Monate in ihrem Bauch und kennt daher ihre Stimme. Ebenso ist ihr Geruch ein vertrauter, weil sie vermutlich diejenige ist, die das Baby stillt.
Du musst also aktiv etwas tun, um eine intensive Bindung zwischen dir und eurem Neugeborenem herzustellen.
Was du tun kannst: Sei am Anfang so oft wie möglich dabei, wenn deine Partnerin euer Baby stillt. So kann dich dein Baby in dieser intimen Situation kennenlernen. Falls ihr euer Baby auch mit dem Fläschchen füttert, übernimm auch du die Aufgabe des Fütterns. Ebenfalls wunderbar ist ganz viel Kuscheln, gerne nackte Haut auf nackte Haut, Baden und dabei ganz viel erzählen.
Wenn du das Papa-Bonding stärkst, kannst du deiner Partnerin auch eine Pause ermöglichen.
Rolle des Papas annehmen
Die Zeit nach der Geburt ist für euch beide, dich und deine Partnerin, eine enorme Umstellung. So wie die Mutter musst auch du deine Rolle als Vater für dich entdecken.
Eine riesen Chance, dich einmal ganz neu kennenzulernen und weiterzuentwickeln. Es geht nicht darum, alles richtig zu machen. Klar machst du am Anfang Fehler, aus denen du lernst. Finde für dich heraus, was sich gut anfühlt und ab wann dir etwas zu viel ist. Frage nach Hilfe, wenn du nicht mehr weiter weißt. Kein Vater ist perfekt und das erwartet auch niemand von dir.
Und noch zwei Punkte, die in diesem Papa-Ratgeber nicht fehlen dürfen
Paar bleiben nach der Geburt
Wenn sich alles nur noch um das Baby dreht, bleibt oft kein Platz mehr für die Paarbeziehung. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Ihr seid nun eben nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt oder viert oder mehr. Ihr habt nicht nur ein Baby bekommen, sondern ihr habt auch neue Rollen angenommen.
Das bedeutet nicht, dass eure Paarbeziehung und euer Sexualleben nun nicht mehr wichtig sind. Wir haben mit einer Paartherapeutin darüber gesprochen, wie ihr Eltern werden und ein Paar bleiben könnt.
Wochenbettdepression bei Papas nicht unterschätzen
Aufgrund der hormonellen Umstellung kann bei einer Mama ein sogenannter Baby Blues auftreten. Nach zwei Wochen sollte dieser wieder weg sein. Falls Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit nicht verschwinden, kann es sich um eine Wochenbettdepression handeln, die auch Papas und das ganze Umfeld der Mutter betrifft. Und jetzt kommt der wichtige Punkt: Auch Männer können eine Wochenbettdepression bekommen. Gerade in Fällen, in denen die Frau unter einer postnatalen Depression leidet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch der Mann an einer Wochenbettdepression leiden wird. Es ist wichtig nach Hilfe zu fragen und nicht zu versuchen, das Thema Depression in der Famile zu lassen. Ihr braucht dann professionelle Hilfe.
Papa, herzlichen Glückwunsch zum neuen Lebensabschnitt! In unserem Magazin gibt es noch einen Artikel, den wir dir wärmsten empfehlen möchten: Eltern sein, Paar bleiben.
Quellen:
AOK über Wochenbettdepression
Elternleben: Die Verarbeitung der Geburt