Gleich Vorweg ein wichtiger Hinweis: Die WHO empfiehlt, mindestens sechs Monate lang voll zu stillen und erst nach dem sechsten Monat langsam Beikost einzuführen. Das Europäische Institut für Stillen und Laktation empfiehlt ebenfalls, sechs Monate zu stillen und abhängig vom Entwicklungsstand des Babys frühestens ab dem fünften und spätestens ab dem siebten Lebensmonat mit Beikost zu beginnen. |
Abstillen wird in zwei Gruppen eingeteilt: primäres Abstillen zeitnah nach der Geburt und sekundäres Abstillen zu einem späteren Zeitpunkt. Das primäre Abstillen findet in der Regel im Krankenhaus statt. Hier bekommst du nach der Absprache mit deiner Ärzt:in, ein Medikament, welches die Milchbildung hemmt. Die Entscheidung, ob du gleich abstillen möchtest, kannst du in Ruhe mit deiner Ärzt:in, deiner Hebamme und auch einer Person deines Vertrauens besprechen.
Weiter geht es mit dem sekundären Abstillen, also nachdem über einen bestimmten Zeitraum gestillt wurde.
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Gibt es einen Zeitpunkt, an dem ich abstillen sollte?
Spätestens, wenn dir der Verkäufer am Kiosk um die Ecke verklickern will, dass du erst nach zwei Jahren mit dem Abstillen beginnen solltest, wird klar, hier läuft etwas falsch. Die Entscheidung abzustillen betrifft dich und dein Baby. Allerdings scheint es so, dass sich immer wieder Menschen einmischen, die absolut nichts mit eurer Stillbeziehungen zu tun haben. Ganz wichtig: Lass dich nicht verunsichern! Wenn du dir dennoch unsicher bist, suche das Gespräch mit deiner Hebamme oder deiner Ärzt:in.
Wir haben im September 2021 eine Umfrage unter Mamas durchgeführt, die mit dem Abstillen begonnen oder es abgeschlossen haben. Gefragt haben wir nach Erfahrungen zum Abstillen – also auch, wie alt das jeweilige Baby war, als mit dem Abstillen begonnen wurde. Die Antworten waren bunt gemischt: von null bis zwei Jahre und älter war alles dabei. Der häufigst genannte Wert liegt bei fünf bis sechs Monaten. Also im Zeitrahmen, in dem von der Europäische Institut für Stillen und Laktation empfohlen wird, mit der Beikost zu beginnen. Wichtig: Was jedoch nicht bedeuten muss, dass ein Baby ab dem fünften Monat komplett abgestillt sein muss.
Es gibt keinen wirklichen planbaren Zeitpunkt, um mit dem Abstillen zu starten. Rückblickend betrachtet entscheiden das Kind oder die Mutter mehr oder weniger über den Zeitpunkt des Abstillens. Das Abstillen kann in wenigen Tagen bis Wochen abgeschlossen sein oder auch mehrere Monate dauern. Einen Link zu den Umfrage-Ergebnissen gibt es übrigens am Ende des Artikels.
Häufig genannte Gründe für das Abstillen sind:
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Das Baby hat angefangen nach fester Nahrung zu greifen oder hat damit begonnen die Brust abzulehnen
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Rückkehr in das Berufsleben
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Notwendigkeit der Einnahme von Medikamenten
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Eine erneute Schwangerschaft
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Die bewusste Entscheidung der Mutter die Stillzeit zu beenden
Eine Rückkehr ins Berufsleben und auch eine erneute Schwangerschaft bedeuten nicht, dass du abstillen musst. Es gibt den Mutterschutz auch am Arbeitsplatz. Du hast den Anspruch auf mindestens eine Stunde Zeit pro Arbeitstag, in der du dein Kleines stillen oder Milch abpumpen kannst. Muttermilch fließt auch weiter, wenn du schwanger bist. Jedoch können beide Situationen dazu führen, dass du ganz von allein abstillst. Mehr dazu weiter unten.
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Wie stille ich ab?
Kommen wir nun zu dem “Wie”. Wie geht Abstillen eigentlich? Wie bereits erwähnt leiten das Baby oder die Mutter aus eigener Entscheidung oder bedingt durch andere äußere Einflüsse den Abstillenprozess ein.
Abstillen durch das Baby
Wenn ein Baby die Brust ablehnt oder nach fester Nahrung greift, kann das ein Zeichen dafür sein, dass das Baby nicht mehr voll gestillt werden möchte.
Kleiner Zusatz: Vielleicht will dein Baby auch deine Brust nur für einen kurzen Zeitraum nicht mehr, weil du dein Shampoo oder Duschgel gewechselt hast oder dein Baby hat einen Schnupfen? Also beobachte dein Kleines und versuche äußere Einflüsse auszuschließen. In dieser Zeit kannst du etwa Milch abpumpen, damit der Milchfluss nicht versiegt.
Abstillen durch die Mutter
Ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du entscheidest, dass es so weit ist abzustillen, gibt es verschiedene Methoden.
Verallgemeinert betonen Hebammen gerne den Fakt, dass durch das Saugen des Babys oder auch durch das Abpumpen durch eine Milchpumpe die Milchproduktion angeregt wird. Das geht auch andersherum. Also wird weniger gesaugt oder gepumpt, wird auch weniger produziert.
Hilfreich ist es, die Brüste nicht komplett “leer” trinken zu lassen, sondern nur so weit, bis der Druck in den Brüsten nachlässt. An den ersten Tagen stillst du so weiter wie gewohnt mehrmals am Tag, bis du dann auch die Häufigkeit reduzierst.
Ein Einwand bei diesem Ansatz ist, dass dein Baby anfangen könnte zu weinen, wenn es nicht austrinken darf. Deshalb ist ein anderer Ansatz, dein Baby austrinken zu lassen und die nächste Mahlzeit mit einem Fläschchen zu ersetzen. Wenn deine Milch bei der nächsten Mahlzeit raus möchte, kannst du sie abpumpen, bis der Druck nachlässt oder die Milch über dem Waschbecken ausreichen. Wenn ihr so weit seid, reduziert ihr das Stillen langsam auf zweimal oder einmal am Tag, bis dein Baby abgestillt ist.
Es gibt eine Methode nach Gordon, in der in 10 Nächten abgestillt wird. Nachts wird eine Stillpause von sieben Stunden eingelegt und das Baby ganz sanft entwöhnt. Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass dein Baby nachts durchschläft. Unruhige Phasen kommen immer wieder vor. Nach Gordon werden diese aber immer weniger und dein Baby gewöhnt sich langsam an die lange Stillpause.
Manche Mütter stillen ihr Baby jedoch schon in wenigen Tagen vollständig ab und andere brauchen vielleicht vier Wochen oder auch Monate. In unserer Umfrage haben 50 % der befragten Mütter bis zu vier Wochen gebraucht, um vollständig abzustillen. Andere Mütter haben in unserer Umfrage entweder noch gestillt oder haben länger – auch 6 Monate plus länger – gebraucht, um abzustillen.
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Hilfsmittel beim Abstillen?
Es gibt ein paar Tipps und Tricks, die dir das Abstillen erleichtern können.
Regelmäßigkeit
Um einen Milchstau oder eine Brustentzündung zu vermeiden, lohnt es sich auch eine Regelmäßigkeit bei zu behalten. Zum Beispiel in größeren Abständen zu stillen, bis du dann vielleicht nur noch morgens und am Nachmittag stillst und die restlichen Mahlzeiten mit dem Fläschchen oder Brei ersetzt. Und lass dir gerne Zeit.
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Kühlen
Ein Trick, um die Milchproduktion zu minimieren, ist es, nach dem Stillen die Brüste zu kühlen. Wunderbar klappt das mit Kühlkompressen oder Quarkwickel.
Tee
Auch kannst du deinen Stilltee nun weglassen und auf Salbei- oder Pfefferminztee wechseln. Beiden Tees wird nachgesagt, dass sie die Milchproduktion hemmen können.
Flaschennahrung
In unserer Umfrage an Mütter, die mit dem Abstillen begonnen haben, wurde oft Pre Nahrung oder auch Folgemilch als wichtiges Hilfsmittel beim Abstillen genannt. Denn wenn du weniger mit der Brust fütterst, kannst du Mahlzeiten mit dem Fläschchen, gefüllt mit Milchnahrung, ersetzen. Und so geht auch die Kuscheleinheit beim Füttern nicht verloren.
Kofferpacken
Übergib das Fläschen mit Mlichnahrung oder Muttermilch deiner Partner:in und gönne dir für ein paar Tage eine Auszeit: kein stillen, abpumpen oder Fläschchen geben. Auch wenn du deine Parnter:in und dein Baby mit nimmst, kann allein der Welchsel der Umgebenung die Umstellung erleichtern.
Übrigens, wenn du dich für die Einführung von Beikost interessierst, schau dich gern in unserm Magazin um. Hier haben wir auch Baby Porridge Rezepte für dich veröffentlicht.
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Hormonumstellung nach Stillen?
In unserer Umfrage zum Abstillen haben fast 50% der Mütter der Aussage zugestimmt, dass sie die hormonelle Verschiebung unterschätzt haben. Die hormonelle Verschiebung gehört ganz klar zu den Schwierigkeiten beim Abstillen.
Bestimmt hast du schon einmal vom sogenannten Bindungshormon Oxytocin gehört. Dieses Hormon wird während der Stillzeit in deinen Körper gebildet. Wenn du abstillst, lässt die Produktion nach. Als Folge fühlst du dich möglicherweise ziemlich schnell emotional allein. Dieses Gefühl kann sich zu den Gefühlen von Verlust und Trauer entwickeln.
Besonders dann, wenn du unter Wochenbettdepressionen gelitten hast oder leidest, ist es am besten sich gleich Hilfe zu holen, um mit psychologischer Unterstützung die Abstillphase zu durchleben.
Die Hormonumstellung ist mit dem einsetzen der ersten Periode nach dem Abstillen in der Regel abgeschlossen. Also nach ungefähr zwei Monaten, nachdem du das Abstillen abgeschlossen hast.
Um das Abstillen so schön wie möglich zu machen, musst du die enge körperliche Bindung zu deinem Baby nicht unterbrechen. Auch wenn du dein Baby nicht mehr voll oder gar nicht mehr stillst, gibt es reichlich Gelegenheit für direkten Hautkontakt: splitterfasernackt im Bett kuscheln, gemeinsam in der Badewanne baden, ein Tragetuch verwenden usw.
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Kann ich weiter stillen, wenn ich wieder schwanger werden möchte?
Ganz klare Antwort, na klar! Auch wenn du erneut schwanger werden solltest, kannst du dein Baby weiter stillen. Nur wird dein Baby vermutlich von alleine ab einem bestimmten Punkt deiner Schwangerschaft deine Brust ablehnen. Durch deinen veränderten Hormonhaushalt wird sich eben auch der Geschmack deiner Milch ändern und dein Baby stillt sich von alleine ab.
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Muss ich abstillen, wenn ich wieder arbeiten gehen will?
Obwohl es den Mutterschutz gibt und du auch von deiner Arbeitgeber:in die Möglichkeit bekommen solltest, am Arbeitsplatz Milch für dein Baby abzupumpen, sieht es in deutschen Büros meistens eher mau aus. Wenn du also bei der Arbeit bist und für einen längeren Zeitraum nicht abpumpen oder stillen kannst, wird sich deine Milchproduktion von alleine zurückbilden. So stillst du ganz automatisch ab.
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Das Wichtigste in Kürze zusammengefasst:
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Wann geht es los? Der Zeitpunkt, an dem du mit Abstillen beginnst, ist eine Entscheidung, die dich und dein Baby betrifft. Lass dir nicht rein quatschen und so viel Zeit wie du und dein Baby brauchen.
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Gründe für das Abstillen: Abstillen wird von der Mutter oder vom Baby eingeleitet.
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Wie abstillen? In einem ersten Schritt reduzierst du die Stillzeit und in einem zweiten Schritt die Stillhäufigkeit.
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Hilfsmittel beim Abstillen: Regelmäßigkeit, Milchpumpe, Ausstreichen, Kühlen, Salbei- oder Pfefferminztee und Milchnahrung, Kuscheln und Zeit nehmen.
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Die hormonelle Umstellung beim Abstillen wird oft unterschätzt. Gefühle ernst nehmen und mit einer vertrauten Person darüber sprechen.
Abschließend drei anonyme Zitate von Mamas aus unserer Löwenzahn Organics Survey zum Abstillen 2021:
“Es geht einfach niemanden etwas an, außer die Mutter und das Baby! Es ist eine Stillbeziehung, zu der genau die oben Genannten dazugehören! Man sollte sich nie verunsichern lassen! Ob man stillt, wie lange man stillt,… finde diverse Ansagen von „Super-Mamis“ diesbezüglich echt schlimm! Frauen sollten zusammenhalten!!”
“Dachte nicht, dass es emotional so schwer sein würde abzustillen und auf Flaschenernährung umzustellen. Wollte ursprünglich voll stillen, aber nachdem meine Tochter nicht richtig saugen gelernt hat, musste ich leider abstillen. Der Druck von außen zu stillen ist hoch. Alleine der Satz Muttermilch ist das beste für ihr Kind - schön und gut, aber dieser Satz hat bei mir immer negative Gefühle ausgelöst, da ich ja eigentlich stillen wollte es aber eben nicht ging.”
“Abstillen sollte nie aufgrund eines Drucks von außen stattfinden. Solange die Stillbeziehung stimmt, sehe auch keinen Grund diese Beziehung frühzeitig und ohne Willen des Kindes zu beenden.”
Quellen
Löwenzahn Organcis Studie 2021 zum Thema Abstillen
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/stillen/abstillen/
https://www.stillen-institut.com/de/beikost-empfehlungen.html
http://www.reich-schottky.de/pdf_stillen/2015.vGartzen.Beikost.Fr%C3%BCheKindheit.pdf
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